Bereits zwanzig Jahre später entstand dann eine Neue Burg: als Sitz der Schauenburger Grafen, die vis-a-vis am Nikolaifleet einen neuen Hafen und dazu eine neue Kaufmannsstadt bauten. Zur bischöflich geprägten Altstadt kam die Neustadt. Damit dieser neue Hafen florieren konnte, gab es einen Freibrief durch Kaiser Friedrich Barbarossa, der den Hamburgern auf der Elbe und im Hafengeschäft etliche Privilegien verschaffte. Das feiern die Hamburgerinnen und Hamburger noch heute jedes Jahr im Mai als »Hafengeburtstag«. Doch eine genauere Betrachtung der damaligen Kungeleien, sie wird eher unsere Lachmuskeln strapazieren.
Wie dem auch sei: mit dem neuen Hafen entwickelte sich die Stadt prächtig. Immer neue Bauvorhaben und ein stetiges Wachstum führten zur Eindeichung der Inseln Cremon und Grimm. Auch neue Kirchen, darunter die Kapelle St. Nikolai, entstanden. Genau parzelliert und fast streifenförmig angelegt, unterschied sich dieses neue Hamburg, die Neustadt, ganz erheblich vom Wildwuchs der alten Bischofstadt: In der Deichstraße mit ihren alten Kaufmannshäusern und an der Hohen Brücke lassen diese für Hamburgs Entwicklung wichtigen Neuerungen noch bis heute gut nachvollziehen.
Geprägt vom Wasser und vom Hafen ist Hamburg noch heute, wenngleich auch die Fleete, wo dieser einst entstand, ihre wirtschaftliche Bedeutung längst verloren haben. So wie auch die Speicherstadt, die ab 1888 erstmals zur Trennung von Hand- und Kopfarbeit, wie auch zur Aufteilung zwischen Wohngebieten und Arbeitsstätten führte.
Dort am Binnenhafen gehen wir weiter in westliche Richtung. Wir betreten das »Stadterweiterungsgebiet« der ehemaligen Mark Rodiger mit ihrem im 13. Jahrhundert angelegten Rödingsmarktfleet. An solche Grenzverschiebungen erinnern auch der »Alte Wall« und der »Neue Wall«. War diese kleine Grenzverschiebung des 16. Jahrhunderts eher noch bescheiden, langte man anschließend um so kräftiger zu: Bis hin zum Schaar- und zum Millerntor, wo heute St. Pauli beginnt, wurde nun alles kurzerhand eingemeindet.
Unsere Führung, die die historischen Etappen im Wachsen der Stadt nachzeichnet, orientiert sich über weite Strecken an den alten Wasserläufen. Wir folgen dem historischen Verlauf der Alster, passieren zahlreiche Fleete und entdecken auch Spuren nicht mehr existenter Fleetverläufe. So kommen wir an zwei ehemaligen Burgen und vier ehemaligen Häfen vorbei. Wir queren dabei gleich drei Grenzen und (mindestens) sieben Brücken.
Alles auf einen Blick | |
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