Stadtrundgang / Tour durch den Wilhelmsburger Westen: im Reiherstiegviertel

Das Reiherstiegviertel enstand Ende des 19. Jahrhunderts im Wilhelmsburger Westen. Ausgelöst durch die Gründung des Hamburger Freihafens, wuchs die Anzahl der Hamburger Hafen- und Werftarbeiter so stark an, dass auf der Elbinsel neue Flächen für den Wohnungsbau erschlossen wurden. Außerhalb Hamburgs, in der damals noch selbständigen Stadtgemeinde von Wilhelmsburg.

Dieses Reiherstieg-Viertel, es steht heute im Zentrum der Aufwertungsbemühungen Hamburger Politik. Des so genannten „Sprungs über die Elbe“. Kein Wunder, denn die mit reichhaltigem Stuck verzierten Altbauten, sind hier besonders schön. Die Wohnungen sind groß und nach heutigen Maßstäben (noch) sehr preiswert.

Doch aus dem ehemaligen Arbeiterviertel, das in den letzten Jahrzehnten zudem etwas herunter kam, soll nun ein neues Szene-Viertel werden. Ein Viertel, das eine Sogwirkung in Richtung eher besser Verdienender entfaltet.

Um so ein Vorhaben zu realisieren, bedarf es erster Pioniere. Als solche betrachten die Stadtplanerinnen und Stadtplaner vor allem Studierende, denen der Bezug der Wohnungen durch städtische Zuschüsse erleichtert wird. Dazu kommen junge „Kreative“, denen Ladenlokale für ihr Schaffen günstig vermittelt werden. Die im letzten Jahr stattgefundene Internationale Bauausstellung (IBA) und die zeitgleich stattgefundene Internationalen Gartenschau (IGS) brachten einen äußeren Rahmen, in dem etliche neue Bauvorhaben entstanden – und – wie es die Wilhelmsburgerinnen und Wilhelmsburger häufig sagen – auch viel Schnick-Schnack, will heißen neue „Kultur-Projekte“, ordentlich Lärm und mediale Aufmerksamkeit verursachten. Aufgeladen mit sehr viel Symbolik, entstand so ein Nährboden, der nun dazu führen soll, dass sich die Bevölkerungsstruktur dieses alten Viertels deutlich verändert …

Doch was wird dann mit jenen Menschen, die schon bisher hier wohnten? Die Angst vor Mietsteigerungen, die Angst vor Verdrängung (Gentrifizierung), sie ist gerade im Wilhelmsburger Reiherstieg-Viertel überall zu spüren …

Während unseres Rundgangs wollen wir uns mit diesen Prozessen auseinandersetzen. Mit den Vor- und mit den Nachteilen. Uns dazu ein eigenes Bild verschaffen. Ebenso wird aber auch die Geschichte dieses alten Viertels eine große Rolle spielen: am Vogelhüttendeich, wo einst Rosa Luxemburg ihre Reden hielt. Am Stübenplatz, wo die Wilhelmsburger Arbeiterbewegung einst zahlreiche große Veranstaltungen und Demonstrationen durchführte. In den Schluchten der Ernastraße, wo einst die KPD eine ihrer Hochburgen hatte. In der Mokrystraße, die nach dem Widerstandskämpfer Rudolf Mokry benannt ist.

Wir stellen uns zudem die Frage, wie es überhaupt kommen konnte, dass aus diesem lebendigen Arbeiter-Viertel seit Mitte der 1970er Jahre eher ein Armutsviertel wurde? Sicherlich: Rationalisierungsprozesse in den Hafenbetrieben trugen dazu bei. Sicherlich: auch die Flut von 1962 entfaltete eine negative Wirkung. Sicherlich: der Zuzug so genannter Gastarbeiterfamilien, wie es damals hieß, er war hier im Reiherstieg-Viertel seit den 1970er Jahren besonders stark. Doch was die Wenigsten wissen: entscheidend für den jahrelangen Abwärtstrend waren Fehler in der Stadtentwicklungspolitik …

Mit all diesen Widersprüchen, unterschiedlichen Traditionen und Entwicklungen, auch mit der heute multinationalen Vielfältigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels, werden wir uns bei unseren Rundgängen durch das Wilhelmsburger Reiherstieg-Viertel beschäftigen. Nicht zu kurz kommen dabei auch die schönen und romantischen Seiten. Und auch das Lachen soll nicht zu kurz kommen, wenn Sie in der Begleitung eines „Wilhelmsburger Ureinwohners“ dieses Viertel neu kennen lernen.

Hinweis: Unser etwa zweieinhalbstündiger Rundgang, der uns auch in das so genannte „Weltquartier“, zum „Energiebunker“ und in die Wilhelmsburger Mitte, und damit dahin führt, wo sich im letzten Jahr die Ausstellungsflächen der IBA und IGS befanden, findet größtenteils als Spaziergang statt. Teilweise müssen einzelne Strecken aber auch mit dem Metrobus zurückgelegt werden.

Wilhelmsburg entdecken: Was bleibt vom Sprung über die Elbe?

Unter dem Stichwort »Sprung über die Elbe« hat der Aufwertungsprozess nun die Insel bereits nachhaltig verändert. Etliche imposante Bauvorhaben, auch schöne neue Parkanlagen, sind entstanden. Doch gleichzeitig führte die Gentrifizierung zu höheren Mieten und teilweise auch zu einer kulturellen Verdrängung der alteingesessenen Bevölkerung. Der Verdichtung in der Bebauung folgen leider nicht immer ausreichende infrastrukturelle Folgemaßnahmen. Ein widersprüchlicher Prozess, von dem wir uns bei diesem Rundgang ein eigenes Bild machen möchten.

Gestartet werden kann die Tour übrigens auch am Wasser: Wir fahren mit einem Fährschiff der HADAG von den Landungsbrücken zur alten Wilhelmsburger Zollstation an der Ernst-August-Schleuse.

Hinweis: Weitere Rundgangs-Themen für Wilhelmsburg, finden Sie hier.

Alles auf einen Blick
Offene Tour

Do., 16.06.2022, 17:20 Uhr

Treffpunkt:
U Bhf. Landungsbrücken / Ausgang Hafentor.
Dauer: 2,5 Stunden / Preis: 14,00 €

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Kategorie: Stadtrundgänge in Hamburg